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Wu Wei Theater Frankfurt, Vereinigte Vergangenheiten München, helfersyndrom Offenbach

TISCHGESELLSCHAFT FÜR ZEITVERKOSTUNG

Deutsches Demokratisches Rehearsal Dinner u.a. frei nach und mit Texten von Dietmar Dath

Wu Wei Theater Frankfurt, Vereinigte Vergangenheiten München und helfersyndrom Offenbach bitten zur Tischgesellschaft für Zeitverkostung. Unzufrieden  über  den gesellschaftlichen Ist- Zustand, haben die drei Theaterkollektive einen Pakt zwischen den Generationen geschlossen, um einen Plan für den Ausstieg aus den herrschenden totalitären Zeitregimes zu finden. Im Jubiläumsjahr von '68 und Karl Marx ein Blick zurück nach vorne: Soziale Utopie 2.0 = Internet + Zeit + Rätedemokratie? Ist das die alte Frage nach dem Sozialismus, nur in zeitgemäß, luxuriös und schön? Wer hat die besseren Antworten auf die Fragen nach einer lebenswerten Zukunft: die Technikutopien des Computers oder die Orakel der politischen Kämpfer von gestern? Und die Gretchenfrage: Wie hältst du es mit dem gewaltsamen Umsturz – kann eine neue Zeitordnung   gewaltlos durchgesetzt werden? Bzw. steht ein Umsturz schon kurz bevor? Weiß das BIG-DATHA- Orakel Antworten darauf...?

Eins steht fest: Die Erprobung einer anderen Zeitrechnung ist an der Zeit. Und der Appetit kommt beim Essen. Getränke und kleiner Imbiss inbegriffen.

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Was ist Computer-Sozialismus?

Steigbügelhalter dabei ist uns vor allem der Frankfurter Autor Dietmar Dath. In Klassenkampf im Dunkeln übersetzt dieser den Computer-Sozialismus in ein Schema von vier Zeitkategorien: Arbeitszeit, Konsumzeit, politische Zeit, unbestimmte Zeit – ihre Einteilung bestimmt Gesellschaft und deren Gerechtigkeitsgrad. Dath bringt seine Vorstellung einer egalitären „Zeitgesellschaft“ auf die einfache Formel:
„Niemand darf in diesem Gemeinwesen über die Arbeitszeit einer anderen Person so verfügen, dass damit ein Zugewinn an Konsumzeit, politischer Zeit oder unbestimmter Zeit für diejenige Person erwirtschaftet wird, die fremde Arbeitszeit kommandiert und ihre Ergebnisse aneignet.“

Tischgesellschaft für Zeitverkostung

Ist ein Abend zwischen partizipativer Lecture-Performance und Schauspiel-Dinner – bei gemeinsamer Verkostung. Die beiden Wu-Wei-Akteure, gemeinsam mit dem Pianisten am Klavier: Wie ein Echo aus einer anderen Zeit tasten sie sich an musikalische Erinnerungen an eine Vergangenheit des Aufbruchs heran, ganz für sich, irgendwie weniger belastet vom aktuellen Zeitgeist, als die jungen Kollegen. Im Zentrum aber steht: die große Tafel, das Brett für unser experimentelles Gesellschaftsspiel, Ort der Zusammenkunft und des Gesprächs, des Tee- und Weingenusses; das eigentliche „Rehearsal Dinner“ beginnt. Dazu wird das Wu Wei Theater von den jungen Kollegen zur Hilfe an den Tisch gebeten: Anhand von Interviews mit Frankfurter Altkommunisten, der eigenen Biografie und Spielszenen erinnern sie an die damalige politische Situation des Aufbegehrens zwischen Flower Power, libertärem Aufbruch und den vielen Toten des utopischen Realisierungsfurors.
Jeder Abend wird also etwas andere Ergebnisse produzieren – und die wieder die Fragen und Antworten des nächsten Abends beeinflussen. Dazu begleiten wir das Projekt  auf unserer Homepage, auf der die jeweiligen Zeiteinteilungen, Gesprächsprotokolle, neuen Ideen zusammengeführt und ausgewertet werden sollen, um die „Verkostung“ der Utopie zu präzisieren und weitere Probanden zu interessieren und involvieren.

Dialog suchen wir aber auch weiterhin mit anderen für unser Thema interessanten Akteuren Frankfurts, z. B. aus den Feldern Politik, Zukunftsforschung, Computertechnik – und setzen darauf, den einen oder anderen mit an unseren Tisch zu bekommen. Dessen ungeachtet konzipieren wir das Projekt aber für Teilnehmer/ Publikum ohne Vorkenntnisse „von 8 bis 80“. Für 2019/20 haben wir unter Nutzung der Kontakte der Projektbeteiligten diverse bundesweite Gastspiele angestoßen und setzen auf sich weiter dynamisierendes Interesse.

Das Team

Gesang/Schauspiel: Angelika Sieburg, Andreas Wellano (Wu Wei Theater Frankfurt)

Performer/Text: Steffen Lars Popp (helfersyndrom, Vereinigte Vergangenheiten)

Performer/Ausstattung: Rahel Seitz (helfersyndrom)

Live-Musik: Dietrich Stern

O-Töne: Marcel Daemgen

End-Regie: Rouven Costanza (Vereinigte Vergangenheiten)

Management: Hartmut Nawin-Borgwald

Dramaturgische Beratung: Philipp Schulte

Marxistische Beratung: Dieter Henning

Computerberatung: Tobias Schmitt

Objekt und Figurentheater Beratung: Hartmut Liebsch 

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